Die alte Marketing Ära ist vorbei, ein für alle Mal. Das muss auch ich als Paradeexemplar der „alten Schule“ einsehen. ATL, BTL und dazwischen nicht viel, gibts nicht mehr. Fernsehen hält sich widererwartend hartnäckig, nur verstehen die Kleinsten den Unterschied zwischen echtem Fernsehen und On-Demand nicht mehr so richtig, denn quasi alles kommt ja bereits on-demand aus der Röhre. „Mama spul‘ mal vor.“ „Geht nicht, ist doch live.“ „Häh?“. Es ist nun endgültig Zeit, auch für Urgesteine wie mich, aus den alten Verkrustungen, was das Marketing einer Marke angeht, herauszuwachsen und sich endgültig zu neuen Ufern vorzuwagen. Das Wissen von damals, aus dem letzten Jahrtausend, all‘ die gesammelten Erfahrungen aus der „alten Zeit“, mit an Bord, denn schlau waren wir damals ja auch schon irgendwie und ich glaube auch erfolgreich, nur tickte die Welt um uns herum eben noch so ganz anders.

Ein Jahrtausend später…

Jüngster Coup, der mich beeindruckt hat, und eindeutig nicht federführend „meiner“ Generation entsprang: Scrabble – wird nun doch nicht zu Buchstaben-YOLO. Das hätten wir uns damals nicht getraut und selbst wenn, wären wir damit bei unseren Vorständen niemals durchgekommen. Bissen immer wieder auf Granit, wenn wir mit was Frischem, Abgefahrenen ankamen. „Das können wir doch nicht machen… Setzen 6“.  Wurde uns regelrecht aberzogen. Nun sitzt meine Generation im Vorstand und öffnet sich den neuen, abgefahrenen kreativen Ideen „der Jugend“. Denn schon in uns schlummerte der Wandel, die Rebellion, durfte nur nicht rauskommen im letzten Jahrtausend. Gut so, dass auch wir mit Unterstützung der Jugend, die wir selbst rangezogen und erzogen haben, nun endgültig zu neuen Ufern aufbrechen dürfen, denn auffallen geht heute nunmal anders als damals, und mutig sein auch.

In meinem Gefühl hieß es in der Neuzeit lange Zeit schwimmen, sich über Wasser halten mit Social Media und „dem ganzen Kram“. Vielleicht nur ein kurzfristiger Trend? Vielleicht kommt man dran vorbei?! Abwarten. Die alte Welt war doch so schön, klar und einfach. Wenn Du viel Geld hast, TV,  mit etwas weniger Print, vielleicht Kino, ggf. Radio, aber selten, und sonst, bei kleinem Budget, PR und vielleicht ein bisschen Outdoor. Aber Outdoor war schon echt rebellisch. Hatten wir doch alle so in der Uni gelernt. Professor Böhler von der Uni Bayreuth läßt grüßen. Er befindet sich nun nicht mehr nur im wohlverdienten Ruhestand, sondern bereits einen Schritt weiter, und hat wahrscheinlich einen Großteil seiner Lehre mitgenommen. Gott hab‘ ihn selig. Nicht die Basics natürlich, die zählen immer noch. Aber das drumherum.

Und dann kommen Mattel und DOJO und nutzen die neuen Medien sehr clever, kalkulierter Shitstorm inklusive. Genial! Definitiv schon am Fliegen, nicht mehr am Schwimmen. Beherrschen das neue Terrain. Schön anzusehen. Ein Bravo von mir. Ich freue mich auf diese neue Zeit, voller Überraschungen, voller mutiger kreativer Köpfe, die hoffentlich durchkommen mit ihren Ideen. Vielleicht sitzt meine Generation dabei schon im Vorstand, vielleicht müssen ein paar „alte Herren und Damen“ aber auch erst noch rausgekickt werden, um die noch vorherrschenden Verkrustungen in einigen Marketing-Urgestein-Firmen mit horrendem Markenbudget aufzulösen. Scrabble machts vor und ich ziehe meinen Hut!