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Selbständigkeit – Fluch oder Segen? – Eine Zwischenbilanz

Ich werde oft gefragt, ob es nun ein Fluch oder ein Segen ist, selbständig zu sein. Vor nunmehr 2 Jahren stürzte ich mich in dieses Abenteuer:

  • Segen – Nachtmensch, ich sitze bis nachts um 2, wie jetzt, und schlafe dafür vormittags ein Stündchen nach, wenn alle aus dem Haus sind. Himmel!
  • Segen – Schweiß zahlt sich in der Regel aus, denn Arbeit für Ablage P oder eine Schublade, wie zumindest meiner Erfahrung nach immer mal wieder als Angestellte, gibts nur ganz selten.
  • Fluch…

  • … – wer bin ich, wofür stehe ich, was ist mein Profil, wo liegen meine größten Stärken, Schwächen eingestehen und abwählen oder an andere Dienstleister delegieren, Profil schärfen, muss man erst lernen.
  • Fluch – wenn die Aufträge boomen, kommt man zu nichts anderem mehr, kein Networking, kein Social Media ongoing business und Social Media Profiling, keine Reflexion der strategischen Ausrichtung und Weiterentwicklung… Luxusproblem, OK, aber irgendwann fällt es einem auf die Füße, man sollte, zumindest kurz, den Stecker ziehen und in sich gehen.
  • Fluch und Segen zugleich – das Thema Netzwerk… ohne Netzwerk geht gar nichts, hat man eines from the start, kann es funktionieren. Andere Dienstleister und Selbständige einbeziehen, wem kann man vertrauen, wer hat eine ähnliche Chemie, kaltes Wasser am Anfang, das braucht in der Regel Zeit, um sich zu etablieren.
  • Segen – wer, wie, was, wann, wieviel, welcher Einsatz mit welchem Outcome… up to you… fühlt sich großartig an.
  • Segen – der Intuition und Inspiration freien Lauf lassen, ohne sich rechtfertigen zu müssen oder präsentationsschwer zu beweisen, warum das, was man fühlt auch analytisch betrachtet richtig sein müsste, wenn man den Bauch aus und den Verstand einschaltet. Die Intuition betrügt einen selten. Sie nicht begründen zu müssen sondern einfach zu machen, ist Luxus!
  • Fluch – Du musst blank ziehen vor Dir selbst, vor Deinem eigenen Ego. Kein Versteckspiel, denn es fängt Dich keiner auf, wenn Du voll daneben liegst in Bezug auf Deine Fähigkeiten und Fertigkeiten. Panzer weg. Was liegt drunter?
  • Segen – Eigenbestimmtheit, kein Chef, der mit mies verpackten ToDos um die Ecke kommt, kein „Ich hätte die Grafik aber lieber in blau, weil mein Frühstück heute morgen mies war“ und kein „kannst du diese beiden Charts bitte nochmals aufgliedern in whatever, was man eigentlich nicht so recht versteht, aber sich für den Chef Mühe gibt und dabei versucht zu verbergen, dass man im Prinzip gar nicht so recht kapiert hat, was er eigentlich von einem will“.
  • Fluch und Segen zugleich – am Ende steht man ganz alleine da und ist für das Gezauberte oder Verbockte alleinverantwortlich. Das kann einen in die höchsten Höhen tragen oder im Sumpf versinken lassen. Und dann, zurück auf die Erde oder sich selbst wieder über null bringen und weitermachen. Volle Kraft voraus. Nicht Jedermanns Sache – eine Frage des inneren Antriebs & Kampfgeistes, der eigenen Disziplin, der Begeisterungsfähigkeit & des Glaubens an die eigenen Stärken & Fähigkeiten. Intrinsische Motivation. Haben oder nicht haben. Nicht als Bewertung gedacht, sondern eher eine Typfrage: Freust Du Dich, wenn Du allein an Deck stehst und den Horizont betrachtest, seine Weite versuchst zu erahnen oder wird Dir Angst und Bange? Up to you to find it out…

Fazit: Ich schließe mit einem dreifachen Segen, zumindest für mich. Kurze Auszeit, zurücklehnen, durchatmen, mir bewußt werden, was alles Wunderbares passiert ist in den letzten 2 Jahren. Wieviel Abwechslung und erweiterten Horizont diese Selbständigkeit doch mit sich bringt, unglaublich! Dankbarkeit spüren mit einem Lächeln im Gesicht, den Horizont betrachtend, der vor einem liegt, seine Weite erahnend, und verinnerlichen, dass nichts über die ureigene Intuition geht, wenn man diese zulässt, in sich hinein horcht, um zu erspüren, ohne Panzer und Schutzschild, wofür man brennt und mit welchen eigenen Stärken, Fähigkeiten und Fertigkeiten man das Leben der anderen, seiner Auftraggeber, jeden Tag aufs Neue ein bisschen besser und leichter machen kann. Ja dieser letzte Satz ist zu lang, sagt Dir wahrscheinlich jeder Chef und jede Deutschlehrerin, aber ich will ihn so haben, denn er fühlt sich richtig an.

Make a difference – every day a little.

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